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1. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 381

1902 - Altenburg : Bonde
381 ihnen kein Staub in die Augen komme und der allezeit mehrere Fuß über der Erde hinstreifende heiße Luftstrom über sie weggehe. Auch die Kamele, denen wegen ihrer weit vorliegenden Augen der feine Sand besonders beschwerlich wird, bücken die Köpfe nieder. Das Schlimmste, was der Glutwind anrichtet, ist das Austrocknen der Wasserschläuche, deren Inhalt oft bedeutend durch den heißen Luftzug vermindert wird, wenn sie nicht gar bersten und das kostbare Getränk in den Sand rinnen lassen. Eine andere Merkwürdigkeit der Sahara ist die F a t a M o r g a n a. Es erscheint nämlich dem Wüstenwanderer zuweilen mitten in der Einöde am Horizonte, etwa auf eine Stunde Wegs Entfernung eine grüne Gegend, aus der Palmen die Häupter heben, sich behaglich im Winde schaukelnd, oder ein schattiges Thal, ein kleiner See, Karawanen mit Reitern, bepackten Kamelen und dergleichen. Das Bild, welches anfangs trübe erschien, wird immer deutlicher und zuletzt so klar, daß man es mit einem schnellen Rosse in drei Minuten glaubt erreichen zu können. Welch ein Trost für die Durstenden, Müden, Halbverschmachteten! Da fängt das Bild wieder an zu erblassen, oder es hebt sich hoch in die Luft und erscheint zuweilen auch verkehrt, so daß alles auf dem Kopfe steht; endlich verschwindet es, und die heiße, endlose Wüste dehnt sich wieder unabsehbar vor den Blicken der Wanderer aus. Nach Lauckhard. 168. Löwenritt. 1. Wüstenkönig ist der Löwe; will er sein Gebiet durchfliegen, Wandelt er nach der Lagune, in dem hohen Schilf zu liegen. Wo Gazellen und Giraffen trinken, kauert er im Rohre. Zitternd über dem Gewaltgen rauscht das Laub der Sykomore. 2. Abends, wenn die hellen Feuer glühn im Hottentottenkraale, Wenn des jähen Tafelberges bunte, wechselnde Signale Nicht mehr glänzen, wenn der Kaffer einsam schweift durch die Karoo, Wenn im Busch die Antilope schlummert und am Strom das Gnu: 3. Sieh, dann schreitet majestätisch durch die Wüste die Giraffe, Daß mit der Lagune trüben Fluten sie die heiße, schlaffe Zunge kühle; lechzend eilt sie durch der Wüste nackte Strecken, Knieend schlürft sie langen Halses aus dem schlammgefüllten Becken. 4. Plötzlich regt es sich im Rohre; mit Gebrüll auf ihren Nacken Springt der Löwe. Welch ein Reitpferd! Sah man reichere Schabracken In den Marstallkammern einer königlichen Hofburg liegen Als das bunte Fell des Renners, den der Tiere Fürst bestiegen?

2. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 398

1902 - Altenburg : Bonde
398 2. Ihr Männer, die ihr von dem Nacken Die Körbe langt, mit Brot beschwert, Das ihr aus deutschem Korn gebacken, Geröstet habt auf deutschem Herd; 3. Und ihr im Schmuck der langen Zöpfe, Ihr Schwarzwaldmüdchen, braun und schlank, Wie sorgsam stellt ihr Krüg und Töpfe Auf der Schaluppe grüne Bank! 4. Das sind dieselben Töpf und Krüge, Oft an der Heimat Born gefüllt; Wenn am Missouri alles schwiege, S i e malten euch der Heimat Bild: 5. Des Dorfes steingefaßte Quelle, Zn der ihr schöpfend euch gebückt, Des Herdes traute Feuerstelle, Das Wandgesims, das sie geschmückt. 6. Bald zieren sie im fernen Westen Des leichten Bretterhauses Wand; Bald reicht sie müden, braunen Gästen Voll frischen Trunkes eure Hand. 7. Es trinkt daraus der Tscherokese Ermattet, von der Jagd bestaubt; Nicht mehr von deutscher Rebenlese Tragt ihr sie heim, mit Grün belaubt. 8. O sprecht, warum zogt ihr von dannen? Das Neckarthal hat Wein und Korn; Der Schwarzwald steht voll finstrer Tannen, Im Spessart klingt des Älplers Horn. 9. Wie wird es in den fremden Wäldern Euch nach der Heimatberge Grün, Nach Deutschlands gelben Weizenfeldern, Nach seinen Rebenhügeln ziehn! 10. Wie wird das Bild der alten Tage Durch eure Träume glänzend wehn! Gleich einer stillen, frommen Sage Wird es euch vor der Seele stehn.

3. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 458

1902 - Altenburg : Bonde
458 artige Körper in Zucker; aber auch dieser hat noch keine Ruhe. Jene beiden arbeiten so lange an ihm herum, bis er in Gärung tritt und dabei in Weingeist, den Hauptbestandteil des Branntweins, und in Kohlensäure sich verwandelt, die Luftart, die unter anderem im schäumenden Biere sich findet und diesem den säuerlichen, prickelnden Geschmack giebt. Um die Gärung rascher herbeizuführen, setzt der Bäcker bei dem Schwarzbrote Sauerteig, bei dem Weißbrote Hefe hin- zu. Den weiteren Verwandlungen, zu denen Kleber und Wasser die Stärke drängen möchten, macht der Bäcker mit einem Male durch das Einschieben der Brote in den Ofen ein Ende; denn durch die Hitze werden im Teige die Gärungsstoffe getötet. Die äußere Schicht des Teiges, welche der ganzen Hitze ausgesetzt ist, verhärtet sich zur Rinde. Ihre braune Farbe rührt daher, daß der im Teige befindliche Zucker- stoff zum Teil verkohlt; ihren Glanz aber verdankt sie dem Bäcker, der die obere Seite des eben aus dem Ofen genommenen Brotes mit Wasser bestreicht und dadurch den gummiartigen Körper auslöst. Der Weingeist und ein Teil des im Teige enthaltenen Wassers bahnen sich, von der Hitze geängstigt, gewaltsam einen Weg auch durch die Rinde hindurch und verfliegen in der Luft; die Kohlensäure aber muß im Teige zurückbleiben, so gern sie auch jenen nachfolgen möchte: der Kleber hält sie fest, in vielen tausend Bläschen sammelt sie sich im zähen Teige an und bewirkt die Auflockerung und dadurch die größere Verdaulichkeit des Brotes. Runkwitz. 200. Vom Wasser, das wir trinken. 1. Ja und nein sind Widersprüche, von denen der eine den anderen aufhebt; und doch haben es manche Menschen so weit gebracht, daß sie ja und nein in einem Atem sagen, daß sie in der nächsten Minute leugnen, was sie in dieser behauptet haben, mit der linken Hand nehmen, was sie mit der rechten geben. Was diese Leute in der Menschenwelt, das ist in der Natur das Wasser: so voll Widersprüche, daß man denken sollte, es müßte sich selber vernichten. Es ist flüssig wie die Luft, und doch sind die Brücken, welche es zur Winterszeit über Teiche und Flüsse schlägt, fester, als wenn sie aus Quadersteinen gewölbt wären. Es trägt unsere Schiffe, und doch können wir nicht auf dasselbe treten, ohne zu versinken. Es schwebt als Nebel und Wolke über den höchsten Bergen und steigt hinunter bis in die unermeßlichen Tiefen des Meeres. Es ist so verbreitet, daß es drei Vierteile der Oberfläche unserer Erde bedeckt und doch von den meisten

4. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 460

1902 - Altenburg : Bonde
460 2j/4 kg Wasser hält. Unter allen Obstarten haben die Kirschen die meisten festen Stoffe, und doch stecken in 50 kg Kirschen 35—40 kg Wasser. Bekannt ist, daß, wer 100 Säcke Kartoffeln erntet, 75 Säcke Wasser nach Hause trägt, und daß die Gurken fast nichts als Wasser sind, indem auf 50 kg Gurken 47—481/2 kg Wasser kommen. Runkwitz. 201. Das Petroleum. Unter den verschiedenen Beleuchtungsstoffen, durch welche der Mensch in unserer Zeit der Nacht in das Regiment greift, ist das Petroleum oder Erdöl derjenige, welcher die weiteste Verbreitung und die grösste Bedeutung gewonnen hat. Wohl schüttelten einst die Leute die Köpfe bei der Nach- richt, dass drüben in Amerika an manchen Orten das 01 aus der Erde gepumpt werde wie bei uns zu Lande das Wasser, und dass es dort Teiche und Flüsse gebe, von deren Oberfläche man das 01 abschöpfe, gerade wie wenn die Mutter eine Gans bratet und das Fett, das auf der Brühe schwimmt, mit dem Löffel wegnimmt. Die Händler verschenkten anfangs das 01 samt den zum Brennen desselben nötigen Lampen; dann er- hielten die Kaufleute zu jedem Fasse 01, das sie bestellten, eine oder etliche Lampen umsonst. Allmählich aber kam man dahinter, dass das neue 01 heller brenne als das bis dahin ver- wendete Riiböl und doch weit wohlfeiler und reinlicher sei. Am reichsten Hiessen die Erdöl quellen seit einiger Zeit bei Oil-Spring, einer Gegend von Pennsylvanien in Nordamerika. Die ersten Versuche, welche die Ölbohrer machten, fielen so glücklich aus, dass die meisten Bauern Pennsylvaniens die Hacke liegen und den Pflug stehen liessen, um Öl zu bohren. Es entstanden in der erwähnten Gegend Tausende von Brunnen, aber die Unternehmungen waren wie ein Lotteriespiel. Unter hundert Männern, welche für schwere Summen von den Land- eigentümern das Recht gekauft hatten, Bohrlöcher von 10 Centi- meter im Durchmesser in die Tiefe zu führen, hatten achtzig bis neunzig das Geld weggeworfen und Arbeit und Mühe als Zugabe zum Verluste gelegt. Nur zehn bis fünfzehn fanden Öl, allerdings zuweilen in so ungeheurer Menge, dass mancher durch eine einzige Quelle binnen wenigen Monaten zu einem Millionär wurde. In das Riesenmäfsige stieg der Ertrag, als im Jahre 1861 ein Unternehmer tiefer als bisher bohrte und

5. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 166

1902 - Altenburg : Bonde
166 hätte. Mancher Nachtvogel fuhr flatternd auf, wenn er durchs Dickicht drang; aber nirgends fand er das Gesuchte. Er hielt an, um sich zurecht zu finden, um sich die Gegend genau zu vergegenwärtigen; aber kaum war er drei Schritte gegaugen, so war er in der Irre. Alles flimmerte vor seinen Augen, und es war ihm, wie wenn die Bäume auf- und nieder- wandelten und ihm den Weg verstellten. Der Morgen brach endlich an; die Vögel schwangen sich ans und sangen ihre hellen Lieder; vom Thale und aus den Bergen hörte man Peitschen knallen. Der Mörder machte sich eiligst davon. Die Leiche wurde gefunden und nach dem Dorfe gebracht, in dessen Gemarkung sie lag. An der rechten Schläfe trug der entseelte Körper Spuren eines Schlages wie von einem scharfen Steine. Kein Wanderbuch, kein Kennzeichen war zu finden, aus dem man die Herkunft des Entseelten entnehmen konnte. Aus dem Kirchhofe, der neben der Kirche hoch oben auf dem Hügel liegt, an dessen Fuße die im Felsen gehauene Landstraße sich vorüberzieht, sollte nun des andern Tages der tote Fremde begraben werden. Eine unzählige Menge Menschen folgte dem Zuge. Sie waren aus allen benachbarten Dörfern gekommen, jede? wollte seine Unschuld, seine Trauer und seine Teilnahme bekunden. Still, ohne laute Klage, nur mit tiefem Weh im Herzen, bewegte sich der Zug den Berg hinan. Der Geistliche hielt eine ergreifende Rede. Zuerst redete er den Entseelten an und sprach: „Auf dem Wege bist du gefallen. Wer weiß, wohin dein Herz sich sehnte, welches Herz dir entgegenschlug! Möge der, der alles kennt und alles heilt, Ruhe und Frieden in die Seelen der Deinigen senden! Un- bekannt bist du gefallen von unbekannter Hand. Niemand weiß, woher du kamst, wohin du gingst; aber er, der deinen Eingang und deinen Ausgang kennt, hat dich Bahnen hinansteigen lassen, die unser Auge nie mißt. Zu welcher Kirche du gehörtest, welche Sprache du redetest, wer mag den stummen Mund fragen? Du stehst jetzt vor ihm, der über allen Kirchen thront, den alle Sprachen nennen und doch nicht zu fassen ver- mögen." — „Erhebet mit mir eure Hände," fuhr der Geistliche zu den Ver- sammelten fort, und alle hoben die Hände empor; dann sprach er voieder: „Wir heben unsere Hände empor zu dir, o Allwissender! Sie sind rein von Blutschuld. Hier im Lichte der Sonne bekennen wir: Wir sind rein von dieser That! Die Gerechtigkeit wird nicht ausbleiben. Wo du auch weilest, der du deinen Bruder in Waldesnacht erschlugst, das Schwert schwebt un- sichtbar über deinem Haupte, und es wird fallen und dich zerschmettern. Kehre um, solange es noch Zeit ist! Häufe nicht Frevel auf Frevel; denn einst, wenn sie ertönt, die Posaune des Gerichts — — —"

6. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 409

1902 - Altenburg : Bonde
409 wühlte Erde hoch in die Luft geschleudert. Wer des Anblickes kundig ist, flieht die Erscheinung, denn er weiß, daß dort eine riesen- hafte Wasserschlange oder ein gepanzertes Krokodil, welche die Zeit der Trockenheit unter dem eingetrockneten Schlamm verbrachten, aus ihrer Gruft hervorsteigen. Schwellen nun allmählich die Flüsse, so daß sie aus ihren Ufern treten, so erscheint die Steppe wie ein unermeßliches Meer. Die Tiere ziehen sich auf die höheren Bänke zurück, welche inselförmig über den Wasserspiegel hervorragen. Mit jedem Tage verengt sich der trockene Raum. Ans Mangel an Weide schwimmen dann die zusammen- gedrängten Tiere stundenlang umher und nähren sich kärglich von der blühenden Grasrispe, die sich über dem braungefärbten, trüben Wasser erhebt. Viele Füllen ertrinken, viele werden von den Krokodilen er- hascht, mit dem zackigen Schwänze zerschmettert und verschlungen. Nicht selten bemerkt man Pferde und Rinder, die dem Rachen dieser blut- gierigen Eidechsen entschlüpft die Spur des spitzigen Zahnes am Schenkel tragen. Aber nicht die Krokodile und der Jaguar allein stellen den süd- amerikanischen Pferden nach; auch unter den Fischen haben sie einen gefährlichen Feind. Die Sumpfwasser sind mit zahllosen Aalen gefüllt, deren schleimiger gelbgefleckter Körper aus jedem Teile elektrische Schläge aussendet. Diese Aale, auch Zitteraale genannt, erreichen eine Länge von 1—1 x/2 m. Sie sind mächtig genug, die größten Tiere zu töten. Ein malerisches Schauspiel gewährt der Fang dieser Aale. Man jagt Maultiere und Pferde in einen Sumpf, den die Indianer eng um- zingeln, bis der ungewohnte Lärm die mutigen Fische zum Angriffe reizt. Schlangenartig sieht man sie auf dem Wasser schwimmen und sich unter den Bauch der Pferde drängen. Von diesen erliegen viele der Stärke unsichtbarer Schläge. Mit gesträubter Mähne, schnaubend, wilde Angst im funkelnden Auge, fliehen andere das tobende Ungewitter. Aber die Indianer, mit langen Bambusstäben bewaffnet, treiben sie in die Mitte der Lache zurück. Allmählich läßt die Wut des ungleichen Kampfes nach. Wie entladene Wolken zerstreuen sich die ermüdeten Fische. Sie bedürfen einer langen Ruhe und einer reichlichen Nahrung, um zu sammeln, was sie an galvanischer Kraft verschwendet haben. Schwächer und schwächer werden nun allmählich ihre Schläge. Vom Geräusche der stampfenden Pferde erschreckt, nahen sie sich furchtsam dem Ufer, wo sie durch Harpunen verwundet und mit dürrem Holze auf die Steppe gezogen werden. Nach A. v. Humboldt.

7. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 415

1902 - Altenburg : Bonde
415 3. Der Missionar auf der Reise zu Gesunden und Kranken. Im Sommer sowohl wie im strengen Winter hatten die Indianer- kinder bisweilen Ferien, wenn der Missionar sich auf die Reise be- gab, um entferntere Jndianerstämme aufzusuchen, damit auch sie etwas vom Worte Gottes hören sollten. Wie manche Nacht hat da der Missionar im Freien verbracht, meist in Begleitung eines Indianers, bisweilen aber auch allein. Letzteres war besonders zur Winterszeit schlimm, wenn er sich im dichtverschneiten Urwalde neben einem Wacht- feuer sein Lager von Fichtenzweigen zurecht machen und die ganze Nacht den Brand unterhalten mußte, weil sonst die in der Ferne heulenden Wölfe ihm auf den Leib geruckt wären. Zn wiederholten Malen schwebte er mit den Seinen in Todesgefahr, wenn er zur Winterszeit mit dem Schlitten die zugefrorenen Flüsse des Urwaldes oder die weite Eisfläche des gewaltigen Huronsees als Fahrstraße be- nutzte, um zu den abgelegenen Wohnsitzen fremder Jndianerhorden mit der Predigt des Evangeliums vorzudringen. Ein Missionar muß ein vielseitiger Mann sein. So war es denn nicht genug, daß jener wackere evangelische Glaubensbote in Predigt und Unterricht sich seinen Rothäuten widmete; er mußte daneben auch immer iiod) den Doktor spielen, daheim und auf Reisen. Durch Ver- treibung böser Waldfieber, welche die Leute monatelang plagten, hatte er sich unter den weißen Ansiedlern in Michigan bedeutenden Ruf er- worben. Aber auch unter den Indianern war er als „Großer Medizin- mann" bekannt. Und diesen Titel erhielt er noch dazu von einem indianischen Zauberer. Dieser wohnte allein an einem Flusse und ward krank. Da nun seine eigenen Mittel nicht anschlagen wollten, ließ er sich bewegen, den Missionar herbeizurufen. Dieser kam, besah den Patienten und fand, daß ihm nur ein ordentliches Brechmittel nötig sei. Er schickte ihm also eine Flasche solcher Medizin, die ohne be- sonderen Geruch und Geschmack war und wie reines Wasser aussah. Davon sollte er die Hälfte gleich nehmen, und wenn keine Wirkung erfolge, in einer halben Stunde die andere Hälfte. Der Zauberer aber meinte, der Missionar wolle ihn foppen und sagte: „Habe ich denn nicht Wasser genug im Flusse hier, daß er mir diese kleine Flasche mit Wasser schickt? Und davon soll ich auch noch erst die Hälfte trinken?" Daniit trank er die ganze Portion aus, in der festen Meinung, es sei gewöhnliches Wasser. Aber nicht lange darauf ward er doch anderer Meinung. Und da ein starkes Erbrechen erfolgte und er sich darauf wohler fühlte, sagte er: „Das muß ein großer Medizinmann sein, der

8. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 487

1902 - Altenburg : Bonde
487 Durst, sondern verdient sich auch noch von der Hausfrau einen schönen Dank, wenn er nämlich nicht zu ungebärdig und ungestüm ist und die Wäsche hin und her wirft; sonst schelten die Hausfrauen den windigen Burschen tüchtig aus. Sehen wir nun, was der Wind uns aus Süden mitbringt. Wir wissen, daß dieser Wind in den heißen Himmelsstrichen reichlich mit Wärme ausgestattet worden ist. Der Südwind reist zum Teil durch das heiße Afrika und kommt über Italien und die Türkei zu uns und ist ein Labsal für die frostigen Naturen, denn er bringt viel Wärme mit. Aber er hat seine Reise auch über das Mittelländische Meer ge- macht und hat sich daher auch mit Wasser versehen, das er in Gas- form als Wasserdunst mit sich bringt. Bei uns kiihlt sich der Wasser- dunst ab und wird zu sichtbaren Wolken; geht die Abkühlung weiter, so fällt er als Regen oder im Winter als Schnee herunter. Noch mehr leistet darin der Süd Westwind, der ja recht eigentlich aus der Tropengegend kommt. Er weht über das Atlantische Meer, über Spanien und Frankreich zu uns und bringt reichlich Wasser und Wärme mit. Die Wärme, die er mitbringt, reicht selbst im Winter hin, die Temperatur zu erhöhen, daß kein Schnee entstehen kann, sondern der abgekühlte Wasserdampf als Regen herunterfällt. Der Druck der Atmosphäre läßt nun nach; denn der Wasserdampf, der erst die Spannung vermehrte, ist ja nun zu Wasser geworden. Man sieht diesen verminderten Druck an dem fallenden Barometer. — Der Westwind, der auch vom Meere her zu uns kommt, bringt auch Wasser mit; aber gewöhnlich teilt er und besonders der Nordwestwind schon wieder eine Portion Kälte aus. Das sind die Geschenke, welche uns die Winde aus den verschiedenen Gegenden mitbringen. Fetisch. 214. Das Quecksilber. Was sagst du dazu, daß es bei uns ein Metall giebt, das du wie Wasser in ein Glas füllen, ja in Tropfen wieder herauslassen kannst, das aber in Ländern, die kälter sind als das unsere, fast wie das zu Eis gefrorene Wasser wird, also daß es sich hämmern und zu Bechern verarbeiten läßt? — Dieses Metall heißt Quecksilber. Bei uns erstarrt es nie, sondern bleibt stets flüssig, und fülltest du einen Teich damit aus, so könntest du mit einem dichten, schweren, eisernen Kahne auf denselben spazieren fahren. Wolltest du aber einen Kahn von Silber nehmen, so würde es demselben ergehen wie einem Stücke Zucker, das du in das Wasser wirfst; er würde sich in dem Queck-

9. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 453

1902 - Altenburg : Bonde
453 noch eben im frischen Grün prangte. Der Flachs wird nur notdürftig in Bunde zusammengelegt; denn sogleich muß eine zweite Arbeit mit ihm vorgenommen werden. Er wird geriffelt. Auf der Tenne ist von einer Wand zur gegenüberliegenden eine starke Stange eingekeilt, an welcher mehrere eiserne Kämme mit langen Zähnen befestigt sind. Zwischen den eisernen Zinken hindurch werden nun die Pflanzen gezogen; die Köpfchen aber können nicht durch die Zwischenräume; bei heftigem Zuge fallen sie daher zu Bodeu, während in der Hand die kahlen, kopflosen Stengel zurückbleiben. Wenn wir jetzt den Stengel betrachten, so lassen sich ganz deutlich drei Teile unterscheiden: außen die grüne Oberhaut, im Innern ein holziger Kern und zwischen beiden die zähe Bastschicht. Den Bast zu gewinnen, ist das Ziel aller nächstfolgenden Arbeiten; darum muß die Oberhaut fort- geschafft und die feste Holzschicht zertrümmert werden. Mit den einfachsten Mitteln wird dieses Ziel erreicht, mit Licht, Wasser und Zeit. Man sagt: „Der Flachs wird geröstet," und unterscheidet Tau- oder Luftröste und Wasserröste. Wühlt man die erstere Art, so hat man weiter nichts nötig, als den Flachs auf dem benachbarten Stoppelselde, in dünne Lagen ausgebreitet, vier bis sechs Wochen Tag und Nacht liegen zu lassen, wobei er nur hin und wieder gewendet wird. In Gegenden, wo an Wasser kein Mangel ist, wird der Flachs im Wasser geröstet. Gar eigentümlich sieht dann so ein Wässerlein aus, wenn das Dorf seinen Flachs hineingelegt hat. Die einzelnen Flachsbunde werden nämlich, mit Steinen oder Rasen bedeckt, im flachen Flußbette versenkt; zahlreiche kleine Erdhügel, vom Wasser umflossen, ziehen sich den Bach abwärts; ab und zu zeigt ein Stecken, mit Stroh umbunden, die Grenze der nachbarlichen Beete. Je nach der Witterung läßt man längere oder kürzere Zeit den Flachs im Wasser, überzeugt sich aber doch von Zeit zu Zeit durch Ausziehen einzelner Flachshalme, wie die Röstung fortschreitet, ob der Bast vom Holze sich löst und letzteres mürbe geworden ist. Sobald dies der Fall ist, werden die Bunde ans dem Wasser genommen, abgespült und am Ufer zum Trocknen hingestellt. Die gedörrten Halme kommen nun zur Breche, so genannt, weil der Flachs damit gebrochen wird. Die Flachsbreche ist ein großes, zwei- schaliges, hölzernes Messer; zwischen Klinge und Schale wird der Flachs unter öfterem Zusammenschlagen durchgezogen, und in der That, die Halme müßten von Eisen sein, sollten sie nicht in Stücke zerbrechen. Den Holz- kern der Flachspflanze innerhalb des Bastes zu zertrümmern, das ist die Ausgabe dieser gewaltsamen Behandlung; er fällt heraus, und in der Hand behält man die weiche, rohe Bastschicht.

10. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 459

1902 - Altenburg : Bonde
459 Menschen nur wenig gekannt. Es ist so notwendig, daß keine einzige Pflanze, kein einziges Tier ohne dasselbe leben kann; und wie wenig wird ein Wassertropfen geachtet! Es ist farblos und bringt im Regen- bogen das schönste Farbenbild des Himmels hervor. Es ist ohne Ge- schmack und doch in der Hitze des Sommers für den Durstigen das größte Labsal. 2. Ganz reines Wasser kommt in der Natur niemals vor. Als das am wenigsten unreine haben wir das Regenwasser anzusehen; aber auch dieses ist vielfach mit Stoffen versetzt, welche die herunterfallenden Tropfen in der Luft an sich reißen. Ihm zunächst kommt das Fluß- wasser, das, mitunter schon für das Auge erkennbar, mancherlei Teile und Teilchen der Erde, in welcher es dahin fließt, mit sich führt. Im Quell- und Brunnenwasser findet sich häufig Kalk; durchsichtiger und wohlschmeckender als anderes Wasser, setzt es in den Töpfen, in welchen es gekocht wird, eine graulichweiße Rinde ab. Du darfst aber nicht denken, daß es im Magen eine gleiche Wirkung hervorbringt; im Gegen- teil, der im Wasser aufgelöste Kalk entfernt ans demselben einen Teil der Säuren und kann so zu deiner Gesundheit beitragen. Auch bedarf dein Leib zu seinem Bestehen und Wohlbefinden eine bestimmte Menge Kalk; führen Brot, Fleisch, Gemüse denselben nicht in ausreichendem Maße ihm zu, so wird diesem Mangel durch das Trinkwasser ab- geholfen. 3. Aber das Wasser, welches uns der Brunnen giebt, ist nicht das einzige, das wir trinken. Wäre dies der Fall, so würde es um manchen Menschen gar schlimm stehen; denn auch der Reichste muß zu Grunde gehen, wenn er nur ausgiebt, nie einnimmt. Viele trinken jahraus jahrein nicht ein einziges Glas Wasser, und doch verliert der Leib des Erwachsenen jeden Tag 2x/2 bis 3^ kg dieses flüchtigen Elementes; es verdunsten nämlich 1 bis 11/2 kg durch die Haut, x/2 kg verfliegt durch die Lungen beim Ausatmen, und andere 1 bis l1^ kg werden durch die Nieren abgesondert. In drei, höchstens vier Wochen würde darum der Mensch zu einer ägyptischen Mumie eingetrocknet sein, wenn sein Körper nicht anderwärts her Zuschuß bekäme. Daß dies durch alle Getränke, als Bier, Kaffee u. s. w. geschieht, liegt auf der Hand; aber auch alle die festen Stoffe, welche uns zur Nahrung dienen, sind nicht bloß Speise, sondern auch Trank. Unser Brot besteht fast zur Hälfte aus Wasser. In 50 kg Mehl sind von Natur schon 8 kg Wasser enthalten; aber jeder Bäcker weiß, daß er zu 50 kg feinen Mehles noch 25 kg Wasser hinzuschütten kann, ohne zu fürchten, daß das Brot mißrate; jedes 5 kg schwere Brot ist demnach ein Brunnen, der fast
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